Disposition

Disposition:

Hauptwerk (I) C-a³    Positiv (II) C-a³  
Principal 16' Principal 8'
Principal 8' Copel 8'
Hohlflöte 8' Quintade 8'
Biffara ab c° 8' Violoncello 8'
Gamba 8' Octave 4'
Flaut travers 8' Blockflöte 4'
Octave 4' Quinte 2  2/3'
Spitzflöte 4' Flöte 2'
Quinte 2  2/3' Terz 1  3/5'
Superoctave 2' Quinte 1  1/3'
Terz 1  3/5' Mixtur VI 1  1/3'
Mixtur IV 2' Clarinette 8'
Cymbel III 1' Tremulant  
Trompete  8'    
Tremulant      
       
Schwellwerk (III) C-a³    Pedal C-g¹  
Violone 16' Untersatz 32'
Flûte traversière 8' Principalbass 16'
Doppelgedackt 8' Subbass 16'
Salicional 8' Octavbass 8'
Unda maris ab c° 8' Gedacktbass 8'
Viole d'amour 4' Choralbass 4'
Flûte octaviante 4' Posaune 16'
Nazard 2  2/3' Trompete 8'
Piccolo 2'    
Tierce 1  3/5'    
Sifflet 1'    
Mixtur IV 2'    
Fagott 16'    
Trompette harmonique 8'    
Hautbois 8'    
Voix humaine 8'    
Clairon 4'    
Tremulant      
Mechanische Spieltraktur und Koppeln, Elektrische Registertraktur, Setzeranlage mit Sequenzer
Koppeln: I/P; II/P; III/P; I/P; II/P; III/P; super III/P
Stimmung: Bach-Kellner modifiziert (440 Hz bei 18° Celsius)
Erbauer: Fa. Romanus Seifert, Kevelaer (2013)
Intonation: Andreas Saage, Bernd Reinartz und Jacques Hanss
Disposition: Traugott Mayr, Andreas Saage
 
Zum Klangkonzept 

Mit ihrem mittelgroßen, lichtdurchfluteten Kirchenraum aus dem 16. beziehungsweise 17. Jahrhundert verfügt die Dreifaltigkeitskirche über eine ausgezeichnete Hörsamkeit, die ausreichenden Nachhall für eine edle Klangverschmelzung besitzt, ohne jedoch die Klangsprache zu verschleiern. Die durch den gewählten Orgelstandort gegebene frontale Klangabstrahlung ist transparent und günstig für die Durchhörbarkeit von polyphoner Musik. Dadurch eignet sich der Raum hervorragend für die Aufführung barocker Orgelmusik.

Und hierin ergibt sich eine wunderbare Übereinstimmung von Raumeindruck, Akustik und Musiziertradition. Denn gerade im Frühbarock und Barock stellt die evangelische Kirchenmusik einen großen Reichtum an Orgelmusik zum protestantischen Kirchenlied bereit, dessen Melodien heute nach wie vor in den Gottesdiensten weiterleben. Allein deshalb erschien es wünschenswert, dass die neue Orgel diese Musik besonders authentisch zur Geltung bringen sollte. Das Konzept einer reinen Stilkopie wurde jedoch als zu einengend empfunden angesichts der Fülle an Orgelmusik aus anderen Epochen, insbesondere der Romantik. Wie aber konnte man ein barockes Klangkonzept verwirklichen, das erweiterte stilistische Möglichkeiten in sich trägt, ohne sich am aussagelosen Typus einer Universalorgel zu orientieren? 

Eine Antwort auf diese Frage fand sich fast direkt vor der Haustüre an den Beispielen der oberschwäbischen Barockorgeln eines Johann Nepomuk Holzhay (Rot an der Rot, Neresheim), Balthasar Freiwiß (Irsee) oder Joseph Gabler (Weingarten, Ochsenhausen). Ein Kennzeichen dieser Instrumente ist die reichhaltige Palette von differenzierten Klangfarben im Grundstimmenbereich, die bereits orchestrale Züge haben und mit ihrer Expressivität schon deutlich in die Romantik hinein weisen. Es war genau dieses enorm erweiterte stilistische Potential jener Instrumente, das dazu anregte, für den Orgelneubau in Kaufbeuren eine konsequente und organische Weiterentwicklung dieses Orgeltypus ins Auge zu fassen. 

Klangkonzept der neuen Seifert-Orgel 

Das nach all diesen Überlegungen realisierte Klangkonzept führte schließlich zu einem Instrument mit eindeutiger stilistischer Orientierung am spätbarocken Orgeltypus von mittel- beziehungsweise süddeutscher Prägung, mit dem Schwerpunkt des vollständigen Ausbaus der Grundstimmenpalette. Dem Vorbild J. N. Holzhays folgend wurden französische Zungenstimmen adaptiert. Der Diskantbetonung des Raumes wurde durch eine etwas tiefer liegende Aufstellung der Mixturen begegnet. So ergibt sich für diesen Kirchenraum eine Orgel mit klar sprechender, barocker Intonation, deren 16’-Plenum durch Strahlkraft, Klarheit und Gravität überzeugt. Die Grundstimmen sind mit deutlicher Ansprache und zugleich farbig und expressiv intoniert. Sie verschmelzen zu einem warmen und tragfähigen Fond, wodurch eine nahtlose klangliche Anbindung des Schwellwerks erreicht werden konnte. 

Dieses wiederum versteht sich als organische Fortentwicklung insbesondere der Flöten- und Streicherstimmen von Hauptwerk und Positiv. Das Schwellwerk wird durch einen gleichermaßen weichen, mischfähigen wie auch leuchtkräftigen Zungenchor nahtlos ergänzt. Hier orientierte man sich an den Zungenstimmen aus dem Haus der französischen Orgelbauerfamilie Callinet. 

Entstanden ist somit ein Instrument barocker Prägung, dessen Klangfarbenvielfalt und feinste Klangabstufungen gerade im Pianobereich erweiterte Möglichkeiten für das gottesdienstliche Orgelspiel und für Begleitaufgaben bieten; in allen Registerfamilien wird ein stufenloses Anwachsen der Klangstärke bis hin zum mächtigen und raumgreifenden Tutti ermöglicht. 

Die Intonation beeindruckt gemäß dem barocken Grundkonzept durch die Klarheit und Charakteristik der Pfeifenansprache, gleichzeitig wird ein hoher Verschmelzungsgrad im Ensemble erreicht. So lässt sich auf diesem Instrument einerseits eine stilgetreue Wiedergabe barocker Orgelmusik verwirklichen, andererseits auch romantische und symphonische Orgelliteratur überzeugend darstellen. Die Klarheit der Prinzipale und die ungleichstufige Temperierung erlauben darüber hinaus auch Ausflüge in frühere Epochen der Orgelliteratur.